Rathaus

Aus Stadtwiki Görlitz
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Über das Rathaus

Das Rathaus ist Sitz des Oberbürgermeisters von Görlitz und erstreckt sich über die gesamte Westseite des Untermarktes. Es besteht aus dem sogenannten "Alten Rathaus" (erbaut im 14. Jahrhundert) an der Ecke Brüderstraße und dem "Neuen Rathaus"(bis 1902 erbaut). Im Durchgang zur Langenstraße befindet sich der Ratskeller.

Baugeschichte

Das heutige Rathaus an der Westseite des Untermarktes ist keineswegs das erste Rathaus der Stadt Görlitz. Davor diente die heutige Waage auf der Ostseite der "Zeile" auf dem Untermarkt als Versammlungsort des Stadtrates. Das neue Rathaus wurde Anfang des 14. Jahrhunderts möglicherweise auf einem alten Freihof, eines der Görlitzer Geschlechter errichtet, darauf weist noch heute die massive Basis des, 1378 erstmals als "turribulum" (Türmchen) erwähnten, Rathausturms hin. Von diesem Grundbau ausgehend erhielt das Rathaus im Verlaufe der Zeit immer wieder Anbauten, um seiner politischen, administrativen und repräsentativen Funktion gerecht werden zu können.

Eine der ersten Veränderung dürfte 1380 die Erweiterung des Rathauses um einen sich westlich anschließenden Gerichtssaal, für das ratsherrliche Gericht, gewesen sein. 1488 erfolgte die Anbringung des spätgotischen Sandsteinreliefs, an der südlichen Wand des Turms. Es zeigt, anlässlich des Widerstands der Stadt gegen den "Ketzer-König" Georg Poiebrad, der zu dessen Ablösung und der Inthronisierung Matthias Corvinus` geführt hatte, das Wappen des neuen böhmisch-ungarischen Königs. Auf die gleiche Zeit geht wohl auch das Stadtmotto, u.a. auf dem, 1852 angabrachten Relief am Frauenturm verewigt, zurück. Es verkündet in großen lateinischen Lettern "INVIA VIRTUTI NULLA EST VIA" (Ungangbar ist der Tapferkeit kein Weg).

Zwischen 1511 und 1516 wurde, auf den massiven viereckigen Turm, ein achteckiger Aufsatz gesetzt. Federführend war der Görlitzer Ratsbaumeister Albrecht Steiglitzer in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Landbaumeister Peter von Pirna. Die heute sichtbare Turmhaube aus Kupfer, im barocken Stil ziert den Turm jedoch erst, seitdem am 9. Juli 1742 ein Blitzschlag die alte spätgotische Turmspitze zerstört hatte.

Die wohl auffälligste Änderung am Turm wurde jedoch bereits 1527 vorgenommen, als man eine Turmuhr mit 2 Ziffernblättern installierte. Zeigt sich das obere Ziffernblatt noch heute in der ursprünglichen Form, als Monduhr mit 24 Ziffern, wurde das untere Ziffernblatt 1584 durch den Görlitzer Astronom und Mathematiker Bartholomäus Scultetus geändert. Das, ebenfalls 24 Ziffern zeigende, Ziffernblatt der unteren Uhr von 1527, wurde von ihm in ein Ziffernblatt mit 12 Ziffern geändert und der Uhrmechanismus entsprechend angepasst. Neben einem goldenes Schriftzug mit der Jahreszahl '1584' wurde auch der Kriegerkopf (auch "Gaffkopf" genannt) auf dem Ziffernblatt eingebaut. Dieser gab damals noch, durch minütliches Herabklappen des Unterkiefers, den Verlauf der Zeit an und rollte im Takt des Pendelschlages mit den Augen. Der, über der Uhr auf auf einem Fenstersims, sitzende Löwe, informierte damals, durch ein Orgelwerk, über den Mondwechsel, seit 1951 zeigt er dem Passanten durch sein Brüllen Mittag und Mitternacht an.

Das wohl heute noch eindrucksvollste Zeichen der Macht des Rates, auch über die Bürger der Stadt Görlitz, dürfte die 1537/38 erbaute Renaissancetreppe mit Prunkportal und Kanzel sein, die im auffälligem Kontrast zur klobigen Bauweise des Rathausturms steht. Sie wurde 1591, durch eine Plastik der Justitia, komplettiert, die von der Hochgerichtsbarkeit des Stadtrates zeugt. 1952 baute man sie ab und ersetzte sie durch eine orginalgetreue Kopie. Bemerkenswert ist, dass die Görlitzer Justitia, im Gegensatz zur traditionellen Darstellungsweise, keine Augenbinde trägt. Schon zeitgenössische Spötter meinten, dass dies durchaus die Gepflogenheiten der ratsherrlichen Rechtssprechung wiederspiegelte, bei der eben doch Ansehen und Stand des Angeklagten den Urteilsspruch beeinflusste.

Nördlich, am Untermarkt, schloss sich an den Rathausturm die Münze an, die jedoch schnell wieder einging und dann anderweitig genutzt wurde. An diese wiederum wurde 1556 ein Renaissancebau angeschlossen. Beide Gebäudefassaden sind jedoch im 19. und 20. Jahrhundert stark überformt worden. Der letzte Ausbauschritt ist das Neue Rathaus mit seiner Neorenaissancefassade, das 1902 errichtet wurde.

Geschichte

Nachbauten

Seit 12. April 2009 ist im Miniaturenpark der niederschlesischen Denkmäler in Kowary(Schmiedeberg) ein Modell des Rathauses zu sehen. Angeregt wurde dies durch den Schlesischen Heimatverein Görlitz.

Literatur

  • Lemper, Ernst-Heinz: Görlitz. (Kunstgeschichtliche Städtebücher). Leipzig 1980

Fotoimpressionen

Lage

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