Salzhaus

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Salzhaus am Obermarkt

Erbaut im Jahre 1407 - abgerissen 1851. Zur Geschichte des Görlitzer Salzhauses. Das Salzhaus auf dem Obermarkte hieß anfänglich das neue Haus auf dem Neumarkte, wurde 1407 erbaut und war anfangs zum Rathhause bestimmt, dann zum Tanzhause. Der jetzige Obermarkt entstand mit der Neustadt 1255 bei Erweiterung der Ringmauern. 1324 kommt ein Hof im Winckeln in der Neustadt vor und 1403 waren auf dem Neumarkte 7 Wirthe, 1423 heißt ein Haus (Nr.105) im Winkel, es steht darauf ein ewiges Vermächtniß von 1500 Thalern. Nach Erlangung des Salzmonopols ward in dem unteren Raum des neues Hauses auf dem Neumarkte das Salzmagazin eingerichtet und wir finden es in den Rathsanalen 1409 als Camera salis verzeichnet. Der Bau blieb eine Zeitlang liegen, weil wegen des Hussitenkrieges die Stadtmauern mit bedeckten Umgängen versehen werden mußten, auch ließ der Rath 1429 den 3.Oetbr. die Vorstädte einreißen und das Holz verbrennen, wegen der Hussiten Räubereien, als diese aus der Niederlausitz kamen.Wir übergehen hier die Vertheidigung der Görlitzer Bürger und die damit verbundenen höchst interessanten Einzelheiten gegen die hussitischen Mordbrennerbanden, und erinnern nur daran, daß 1453 vom 10.Januar an der vom Pabst abgesandte Pater de Capistrano 15 Mal von der Treppe der Salzkammer herab lateinische Reden hielt, welche Frater Georgius dem Volke deutsch nachsprach; also eine Art Volksversammlung zu Gunsten der Hierachie. Im Jahre 1472 ward das Gebäude gänzlich vollendet. Es hatte ein Sattelbach und hohe spitzige Giebel gegen Abend und Morgen, welche an jeder Seite mit 6 und die Spitze mit einer steinernen Spitzsäule verziert waren.An der Mittagsseite waren im Paterre eine Thüre und zwei Fenster, darüber 5 Fenster. Nachdem die inneren Bürgerunruhen nebst religiösen Streitigkeiten beseitigt und die Geistlichkeit die Oberhand verloren hatte, befestigte sich der sogenannte Mittelstand oder der Handwerkerstand in den Städten und der große Einfluß dieses Standes auf die allgemeinen Angelegenheiten läßt sich bis heute nicht verkennen. Im Jahre 1536 wurde über der Eisenkammer auf der Salzkammer ein neuer Tanzsaal zu Hochzeitsausrichtungen gemeiner Leute gebaut. Die Tromen aus dem Stadthaine bei Küpper entnommen, größere egale Fenster gebrochen, und der Platz zu einem Kauf- und Gewndhause eingerichtet. Die Salzkammer war auch den dickwmpigen, breitschultrigen Tuchmachern und Fleischern nicht im Wege, obgleich der Obermarkt noch nicht so geräumig war wie heute. Die Handwerkerladen wurden 1550 gebaut. Oberhalb der Salzkammer stand eine große steinerne Röhrbütte mit der Jahreszahl 1540, gearbeitet vom Steinmetzmeister Wendel Roßkopf. Nachdem der Kornmarkt aus den Kornläuben, wo er seit 1387 abgehalten wurde, nach dem neuen Markte verlegt ward, setzte man 1562 den 13. April einen steinernen Scheffel zum Getreidemessen an die Salzkammer. 1564 wurde ein Stübchen in die Salzkammer eingebaut und 1585 während der Pest, die einige Tausend Menschen wegraffte, mußten die Barbiere in dem Stübchen wohnen. In dem Belagerungsplane der Stadt Görlitz von 1641 finden wir auf der Salzkammer nach der Mittagsseite zu einen Erker, die hohen Spitzgiebel ragen weit über die anderen Häuser empor. Die Treppe an der Salzkammer nach dem Reichenbacher Thore zu ist 1669 gebaut, in demselben Jahre wurde auch der steinerne Röhrkasten hinter der Salzkammer und vor der Stadtschmiede. Im Jahre 1676 wurde wieder ein Soldatenwachthaus oberhalb der steinernen Röhrbütte gebaut und am 24. November von der Miliz bezogen, 1704 ward es erweitert. 1692 ward das Görlitzer Marktrecht verschärft und deshalb ein neuer steinerner Scheffel und Viertel an der Salzkammer aufgesetzt. Ein Strohhut, der an der Salzkammer hing, zeigte an, daß die hiesigen und fremden Getreidemäkler noch nichts einkaufen durften, erst nachdem die Bäcker und anderen Bürger befriedigt waren und der Marktmeister die Getreidepreise notiert hatte, wurde der Strohhut weggenommen und die Aufkäufer hatten das Recht zum Einkauf. Die Häuser gegen Mittag am Obermarkte brannten 1717 bis an den Reichenbacher Thurm ab. König August der Starke reiste einen Tag nach dem Brande von Warschau nach Dresden und schenkte eine beträchtliche Summe den Abgebrannten, schickte auch einen Maurermeister nach Görlitz, der die Brandstellen nach einem egalen Baustyl ausführen sollte. Von der Salzkammer wurden erst 1767 die hohen Giebel abgeworfen und ein neues Dach aufgesetzt, auch das Gebäude auf allen 4 Seiten abgeputzt. Nun ward es ein Redoutensaal.Bei großen Durchmärschen bot es dem Militär bei schlechtem Wetter ein Obdach. Einegemal haben 6000-8000 Mann Franzosen auf dem Obermarkte bivoukirt, das Haus stand aber nicht im Wege. Der Obermarkt wird ohne dem Salzhause nicht gewinnen, er wird immer nur eine lange leere Gasse bilden, monoton und einförmig, ein todter langweiliger Markt mitten in der, der bei der jetzigen noch sehr geringen Einwohnerzahl für gewöhnlich nicht belebt werden kann. Das Salzhaus würde durch eine äußere Restauration und Aufsetzen eines zweiten Stockwerkes dem Obermarkte kein unangenehmes Bild geben und den inneren ganz gewiß auslangenden Raum zu einem Theater eingerichtet, allen Anforderungen entsprechen, auch durch rings herum im Paterre anzulegende anständige Läden, die Zinsen des aufzuwendenden Baukapitals vollkommen decken, ohne daß der Stadt für diesen Zweck ein Risiko entstünde. Erwägen wir die Gewinnung der beiden Plätze oberhalb des Salzhauses, wo die Hauptwache stand, und den am Kloster, so rechtfertigt sich die Ansicht für das Stehenlassen des Salzhauses ganz gewiß.

Görlitz, 8,Juli 1849 (ungenannter Autor)

Das Salzhaus wurde durch die Stadt 1851 abgetragen

Text in leicht gekürzter Fassung wiedergegeben.

Romantisches zum Salzhaus

Gedichte schreiben zu jedem Anlass war Anfang des 19. Jahrhunderts groß in Mode.

Das Salzhaus

Weg muß es ! So tönt`s von Mund zu Munde;

Aber ach ! zu vieler Guten Schmerz.

Und es schlägt die widerliche Kunde

Manchen schreckend an ihr Ohr und Herz;

Und schon Zitternd, gleich wie scheue Tauben,

Wenn ein Marder um den Käfig schleicht,

Seh`n sie ihre Zufluchtsstätte rauben,

Unbarmherzig oft daraus verscheucht.


Muth gefaßt ! Ihr Guten seid geborgen,

Denn das Salzhaus hat noch festen Stand;

Darum macht Euch doch keine Sorgen,

Lange steht`s noch, wie`s vor Zeiten stand;

Denn es ist ja nicht zum Demolieren.

Festen Grundes ist es hingestellt;

Drum könnt ihr noch lang`drin existieren,

Eh`s Euch übern Kopf zusammenfällt.


Glaubt mir Freunde ! denn ich bin kein Prahler,

Hätt für Schönes gern auch was gethan.

Drum so nehmt vom Jahr sechs Hundert Thaler,

Zieht, dem Hause schön`re Kleider an,

Putzt es ab, gleich einer Börsenhütte

Mit Geschmack und Ordnung ausgeführt;

O so krönt es unseres Marktes Mitte

Immer schützend fort, wie sich`s gebührt!


So wird es der Stadt noch lange nützen,

Zum Verkehr und Handel insgemein,

Gott wird es noch künftighin beschützen,

Handelshalle wird`s und Werkstatt sein !

Wer aus Eigensinn am alten Uebel,

Kann kein wahrer Freund des Fortschritts sein;

Doch wer ohne Sünde ist und lebet,

Werf herab den ersten Ziegelstein !


Eingesandt unbekannter Autor, Görlitzer Fama 06. Juli 1848. Gekürzte Fassung.

Salzhaus - Nachbau 1996 anläßlich der 925 Jahrfeier der Stadt Görlitz

Anläßlich der 925 Jahrfeier der Stadt Görlitz wurde auf dem Obermarkt das Salzhaus von 1851 nachgebildet.70 private Firmen der Stadt Görlitz hatten ihre Beteiligung am Bau dieses Projektes zugesagt. Nach der Idee des Architekten Frank Vater entstand das 36m lange, 12m breite und 15m hohe Gebäude auf dem gleichen Standort wo das 1851 abgetragene Salzhaus auf dem Obermarkt stand.Viele kulturelle Veranstaltungen waren angedacht. Negativ wirkte sich die Planenbespannung auf die aus dem Obermarkt herrschenden Windverhältnisse aus. Weitere Informationen zum Salzhaus sind zu finden: 1. "Alt-Görlitz Einst und Jetzt" von Ludwig Feyerabend, 1927 2. "Geschichte der Stadt Görlitz" von Richard Jecht, 1927-1934 3. "Görlitz - Eine historische Topographie" Prof. Ernst-Heinz Lemper, 2001 4. "Der Obermarkt - Vom Kornmarkt zum Görlitzer Paradeplatz", Dr. Ernst Kretzschmar, 2006 Gleichzeitig stand auf dem östlichen Teil des Obermarktes eine Installation des Dresdener Künstlers Sándor Dóró. Quelle: Presseinformationen SZ 1996.

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